Nr. 278/48 • 109 Jahr / Freitag, 29. Nov. 1985 • A 2032 A
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35jährige Berlinerin wehrt sich jetzt mit einem Stacheldraht-Verhau gegen den 21jährigen Ex-Freund, der immer wieder in ihre Wohnung eindringt
Hilfe! Ich
werde
diesen
Mann
nicht los!
Eine 35jährige Hausfrau aus Neukölln weiß nicht mehr, wie sie sich gegen die Nachstellungen eines 21jährigen Mannes wehren soll, mit dem sie mal befreundet war – und der immer wieder über den Balkon in ihre Wohnung im 5. Stock eindringt. Jedesmal hangelte es sich an der Regenrinne des Hauses hoch. Einmal drohte er: Ich bringe dich um, wenn du mich nicht heiratest! – Jetzt umwickete die Frau ihre Balkonbrüstung mit Stacheldraht! (Lesen Sie bitte den Bericht auf Seite 28)
Berlinerin läßt sich von einem Detektiv in ihrer Wohnung bewachen – aus großer Angst vor ihrem früheren Liebhaber
Berlin, 29. November r.r
Die 35jährige Hausfrau Evelyn Jädike leidet unter einem 21jährigen Mann,
- mit dem sie zwei Jahre zusammenlebte,
- von dem sie sich vor einem Jahr trennte.
Die Frau aus der Emser Straße in Neukölln zur BZ: “Der Mann ruft mich dauernd an. Er lauert mir auf der Straße auf, er verprügelt mich, er dringt in meine Wohnung ein. Ja, er drohte mir sogar, mich umzubringen, falls ich ihn nicht endlich heirate.”
Die Frau: “Ich weiß nicht, wie ich mich wehren soll, wie ich den Mann loswerden kann. Ich fühle mich nirgends mehr sicher, ich mit den Nerven am Ende.”
Innerhalb des letzten Jahres kletterte der wohl über zwanzigmal an der Regenrinne des Hauses bis zu meiner Wohnung im fünften Stock hoch. Zuletzt stieg er nachts in meine Wohnung ein, zerschnitt mir meinen linken Arm mit einer Glasscherbe. Jeder kann sehen: “Die Narbe ist fast 20 Zentimeter lang.”
In ihrer Verzweiflung hat sich die Frau jetzt einen Privatdetektiv in die Wohnung geholt, der sie beschützen soll.
Und tatsächlich: Der aufdringliche Ex-Freund kletterte nachts wieder über den Balkon. Der Detektiv erwischte den Kletterkünstler, als er gerade die Balkontür aushebelte und die Scheibe der verschlossenen Wohnzimmertür zertrümmerte.
Der 25jährige Privatdetektiv Stefan Dudzus: “Als die Scheibe zersplitterte, packte ich den Eindringling. Ich drückte ihm beide Arme auf den Rücken, legte ihm Handschellen an. Dann alarmierte ich die Polizei. Aber die hat den Mann wenige Stunden später wieder freigelassen.”
Die Polizei: “Hausfriedensbruch und Körperverletzung sind keine ausreichenden Gründe für eine Verhaftung. Der Mann hat einen festen Wohnsitz, es besteht keine Fluchtgefahr.”
Die bedrohte Frau hat sich inzwischen für 300 Mark ein neues Sicherheitsschloß an der Wohnungstür anbringen lassen. Seit gestern hat sie ihre Balkonbrüstung sogar mit Stacheldraht umwickeln lassen, um sich gegen den Klettermax zu schützen.
Die Frau lebt in so großer Angst vor dem Mann, daß sie das gemeinsame Kind in ein Kinderheim gebracht hat: “Aus Sorge, der Vater könnte dem Kind etwas antun.”