Sonntag, 23. Juli 1995
Mutter entführte ihr Kind von Pflege-Eltern
BERLIN – Fünf Tage lang lebten Lana (35) und Gerhard F. (38) aus Berlin-Neukölln mit der Angst, ihr 7 Monate altes Pflegekind vielleicht niemals wiederzusehen: Die kleine Daniela war entführt worden – von der pschisch kranken Mutter, der das Baby gleich nach der Geburt per Gerichtsbeschluß weggenommen worden war. Die Pflegeeltern schalteten Privatdetektiv Stefan Dudzus /34) ein. Ihm gelang es, Daniela zu befreien. (Weiter Seite 4)
Daniela im Lokal entführt – Detektive befreiten sie
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Tiefbauigenieur Gerhard F. (38) und seine Frau Lana (35) sind jetzt die glücklichsten Eltern Berlins. Nach fünf Tagen voller Angst ist ihre Pflegetochter Daniela (7 Monate alt) wieder bei ihnen. Endlich kann das kleine Mädchen mit den braunen Kulleraugen wieder friedlich in seinem Bettchen schlafen.
Gerhard F. berichtet, wie das Drama begann: “Ich hatte mich in einem Lokal in Rudow mit Danielas leiblicher Mutter verabredet – einmal im Monat darf sie Daniela sehen. Ein Mann am Nebentisch bat mich: “Ich bin schwerbehindert, könnten Sie mir bitte mal eine Flasche öffnen?” Plötzlich war Daniela verschwunden – ihre Mutter auch.”
Gerhard F. rannte nach draußen. Dort sah er noch, wie Danielas Mutter Jasmina (25) mit der kleinen Daniela auf dem Arm in ein wartendes Auto stieg, am Steuer saß der Großvater des Babys. Auch der angeblich Schwerbehinderte, offenbar ein Freund der Mutter sprang in den Wagen.
Vier Tage lang ermittelte die Polizei erfolglos “Festhalten durften wir sie aber nicht, da die Entziehung des eigenen Kindes kein Haftgrund ist”, sagt ein Beamter. Schon am 5. Dezember ’94, wenige Tage nach ihrer Geburt, war Daniela zu den Pflege-Eltern gekommen. Grund: Ihre leibliche Mutter Jasmina leidet an Schizophrenie, kann allein kein Kind erziehen.
Verzweifelt beauftragte Gerhard F. den Tempelhofer Privatdetektiv Stefan Dudzus (34) “Mit vier Mitarbeitern beschattete ich Danielas Großvater. Als er für 71,60 Mark Babykleidung kaufte, war uns alles klar.”
Die Detektive beobachteten wie der Mann mit seiner Tochter in einer Wohnung an der Lichtenrader Straße (Neukölln) verschwand. Die Ermittler schalteten die Polizei ein, betraten wenig später zusammen mit einem Beamten die Wohnung.
Dudzus: “In einem stickigen Zimmer fand ich Daniela. Sie hatte kaum etwas zu essen bekommen, trug trotz der Hitze einen Pullover ihre Haare waren verfilzt.” Wenig später schlossen die Pflege-Eltern ihre Daniela überglücklich in die Arme.